Arno Ströhle
Arno Ströhle

Der Anfang

(Sommer 2004 bei Null)

 

 

Ich dachte, keine Vereinsabhängigkeit, keine verbindlichen Übungszeiten; mir fiel zunächst nur mal das Joggen ein. Das konnte ich, ohne viel Geld zu investieren, brauchte mich an keine Zeiten halten und bin unabhängig. Das schien zunächst mal interessant zu sein. Aber in meinem Leben bin ich nie gelaufen und ich konnte mich bisher nie dafür begeistern. Also musste ich mit 51 Jahren bei Null anfangen. Also fing ich an, so etwa im Sommer 2004, morgens um ca. 6 Uhr um den Stock zu laufen. Ich hatte mir das zwangsläufig so eingeteilt, dass ich ca. 10 Min. später wieder an meiner Wohnung war. Weil mehr ging gar nicht. Als erstes setzte mir meine Kondition die Grenze, dann kamen meine Rückenschmerzen zum Vorschein. Nachdem ich dann jeden Tag meine 10 Minuten-Runde machte, wechselten die Schmerzen von Rücken, Meniskus, Knie, Waden, Schienbein hin und her. Jedes Mal was anderes. Ich zweifelte schon, ob das doch nicht das Richtige ist, zumal kein Orthopäde mir zu größeren Joggingabenteuern riet. Aber es war etwas, was mit Kämpfen zu tun hatte. Nämlich mit meinem Körper und mit meinem Kopf, meinem Inneren in mir, meinem Schweinehund.

 

Also, ich hatte eine Aufgabe gefunden: Meinen kaputten Körper, meine defekte Seele, meinen Lebensstil neu zu formen. Es stellte sich bald heraus, dass sich dies zu einer längeren und größeren Aufgabe entwickeln wird. Also fing ich an, mich selbst zu coachen. Ich kaufte mein erstes Laufbuch, „Perfektes Lauf-Training „ von Herbert Steffny und Ulrich Pramann. Die Autorennamen sagten mir gar nichts. Hier las ich erstmal, wie man sich richtig kleidet und auch etwas über Schuhe. Alles was ich darin las, war zunächst mal chinesisch. „Laktat“, noch nie davon gehört, usw.. Also entnahm ich erste Details für meinen Trainingsplan und meine weiteren Fortschritte.  Die Läufe wurden zeitlich immer mehr gesteigert. Ich bemerkte auch bald, dass ich keine Kraft in den Beinen hatte. Ich kam keinen Berg ohne Gehpause hoch. Dies erzählte ich auch einem Bekannten von mir, Günter, einem langjährigen Hobbyläufer. Er erzählte mir, dass ich das am besten mit Gerätetraining im Fitnessraum ändern könnte und dass der Turnverein in Konstanz, wo er seinen Garten hat, gerade neu gebaut hat und ein neuer Fitnessraum mit Geräten vorhanden ist. Man muss nur Mitglied werden. Also meldete ich mich und meinen Bekannten im Turnverein am 1.8.2004 an und wir gingen ein Mal die Woche zusammen in den Fitnessraum. Es vergingen dann ca. 2 Monate. In dieser Zeit hatte ich mein Laufpensum auf ca. 1 Stunde ausgebaut. Meine Einstellung zum Laufen ist nicht mehr die gleiche wie vor einem Jahr oder vor dem Sommer 2004 oder vor dem 1.8.2004. Sie hat sich ständig verändert und mein Ehrgeiz, meine Eigendisziplin und die Härte mir selbst gegenüber hatte ich entdeckt.

 

Ich fing an, mir Trainingspläne zu erstellen, die anspruchsvoller waren. Überhaupt, ich habe den Trainingsplan in der Folgezeit 100 Mal korrigiert. Ich hörte mich nun überall um. Meine Ohren standen auf Lauschoffensive in Richtung Laufgeschehen. Es kam meine erste  Fachzeitschrift hinzu („Runners-World“).

 

Ich hatte am Aushang im Fitnessraum einen Aushang der Marathon-Gruppe des Turnvereins gesehen. Was, der Turnverein hat eine Marathongruppe? Das wusste ich bis dahin gar nicht. Also ging ich einfach mal zum Lauftreff. Die meisten waren schon seit dem Frühjahr 2004 dabei und haben das Programm „Fit für den Altstadtlauf“ mit gemacht. Nach dem Altstadtlauf im Oktober 2004 hatte sich dann diese Marathongruppe gebildet. Außer den Trainern hatten nur zwei oder drei Teilnehmer schon einen, oder mehrere Marathons bestritten. Am Anfang Zurückhaltung, wer kommt da, was ist das für Einer. Nur sehr langsam entwickelten sich Gespräche. Zur Information, ich bin auch nicht gerade der, der auf die Leute zugeht, sondern eher zurückhaltend. Also beschränkte sich der Lauftreff erstmal auf das Laufen. Die Trainer waren sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Besonders die gute Seele des Lauftreffs, wie ich sie bezeichne, Karin. Die Männer waren alle schneller als ich. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt gerade 1 Stunde am Stück laufen. Also lief ich erst mal bei den Frauen mit, die ein etwas langsameres Tempo anschlugen. Ich arbeitete mich langsam an die Männergruppe heran. Vom Anfang des Trainings bis ca. in der Mitte konnte ich mithalten, dann aber liefen sie wieder davon. Ich kam also immer alleine an den Ausgangspunkt zurück. Nachdem die Schmerzen, die ich bei Trainingsbeginn im Sommer verspürte, überwunden hatte, kamen im Januar 2005  die ersten trainingsbedingten Probleme. In meinen rückwärtigen Oberschenkel stellte sich ein stechender immer wiederkehrender Schmerz ein. Ich ging zum Orthopäden, er nennt sich Sportarzt, der stellte Ischias fest. Also Tabletten und sonst nichts. Das Training setzte ich fort, nachdem ich kurz danach kaum noch Beschwerden hatte. In der nachfolgenden Zeit hatte ich beim Training dann aber immer wieder die Schmerzen im Oberschenkel. Ich trainierte dann auch nicht mehr jeden Tag, sondern jeden zweiten. In den folgenden Wochen änderte sich an diesem Zustand nichts.

 

Nun, ab und zu fand dann auch ein Treff in der Vereinskneipe statt. Hier erfuhren wir, für uns noch neu, immer wieder Interessantes zum Thema Laufen. Hier kam ich dann auch auf mein zweites Buch „Marathon-Training“ von Manfred Steffny“. Nun schon wieder Steffny ? Nein das war ja ein Anderer. Was haben die denn miteinander zu tun? Es gibt ja das Internet. Nun, neben den Büchern und Fachzeitschriften war jetzt das Internet meine Hauptinformationsquelle.