Arno Ströhle
Arno Ströhle

Halbmarathon in Kandel

12.03.2006

 

 

1. Tag. Anfahrt

Um 13 Uhr in Konstanz abgefahren, fuhr ich auf der A8 bei Leonberg erst einmal in einen 10 km langen Stau. Um 16 Uhr war ich dann in Kandel. Erst das Stadion und die Startnummernausgabe suchen und dann das Naturfreundehaus, in dem ich übernachten werde.

 

Nachdem ich das Zimmer bezogen hatte,  bin ich erst mal in die neben dem Stadion liegende Turnhalle gegangen, um meine Startunterlagen zu holen. Es regnete und deshalb fuhr ich mit dem Auto durch die Stadt und suchte nach einem Speiselokal. Ich fand ein sehr gemütliches italienisches Restaurant „Ca Terana“ in deutsch stand dann noch Ratskeller darunter und befand sich in der Hauptstr. 61. Unter der reichhaltigen Speisekarte gab ca. 50 Pastagerichte. Aber ich hatte schon lange keine Pizza mehr gegessen, also schlug ich auf der Pizzakarte zu. Satt bis oben hin fuhr ich dann wieder ins Naturfreundehaus, das abseits im Wald liegt. Nachdem ich noch einige Laufausschreibungen, die ich in der Turnhalle mitgenommen hatte, studiert hatte ging ich frühzeitig ins Bett.

 

Nein, es ist noch nicht Zeit zum Aufstehen, sondern es ist erst 2 Uhr und ich bin schweißgebadet aufgewacht. Folgendes war passiert:

Ich bin mit einer mir nahe stehenden Tante und Ihrem Mann (ein Italiener) zu diesem Wettkampf gefahren. Wir haben in einem Wohnwagen oder so was Ähnliches übernachtet und unser Gepäck war einige Ecken weiter in einem Schopf untergebracht. Mein Onkel hatte mich mit irgendwelchen Reparaturen an einem Gartentor aufgehalten und ich sagte, es ist jetzt schon 15:30 um 16 Uhr ist Start, wo sind meine Laufklamotten? Meine Tante sagte mir dann, Deine Sachen sind eben in diesem besagten Schopf. Ich lief los, um meine Sachen zu holen. Ich lief und lief und lief und ich fand diesen Schopf nicht. Ich stellte fest, dass ich im Kreis gelaufen war also lief ich jetzt einen anderen Weg. Es war jetzt schon 15:45 Uhr und ich hatte mein Laufzeug immer noch nicht. Ich lief und lief und ich sah mich in einem anderen Stadtteil, an einem Fluss und ich kannte mich nicht aus. Zu allem Überfluss sprach mich eine Frau an und fing an mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen und ich wollte nicht unhöflich sein und sagte immer ja, hörte in Wirklichkeit aber gar nicht zu, sondern überlegte, wie ich an meinen Schopf komme. Ich war nun schon 10 km gelaufen die Frau lief neben mir her und erzählte immer noch. Ich stellte fest, dass ich den Lauf vergessen kann, weil ich es einfach nicht schaffe, mein Laufzeug zu finden. Und in diesem Moment bin ich aufgewacht. Nass geschwitzt. Ich ging zur Toilette habe etwas getrunken und konnte nicht mehr einschlafen. Stoff für einen Traumdeuter. Ich kann mir den Schlaf auch anders vorstellen.

 

 

Das Naturfreundhaus, in dem ich übernachtete, war nicht weit vom Stadion entfernt. Die Übernachtung kostete 11 € zuzüglich 3,50 € fürs Bettzeug, das man selber beziehen muss. Ich war allein in einem Vierbettzimmer (zwei Stockbetten) untergebracht. Im Zimmer war ein Waschbecken, die Toilette und die Dusche war im Flur. Frühstück gab es erst ab 8 Uhr, also für mich zu spät. Ich habe dann auf meinem Zimmer etwas gegessen, eine Orange, einen Apfel, zwei Müsliriegel und einen Kohlenhydratriegel. Im Erdgeschoß befindet sich ein Ausflugslokal, in dem man preisgünstige Mahlzeiten bekommt. Für ein gemütliches Abendessen geht man aber lieber in die Stadt. Wer also kostengünstig übernachten will und auf Komfort verzichten kann ist hier richtig. Ideal für Gruppen und Vereine.

 

 

 

So, jetzt noch einen Kaffe in der Turnhalle trinken und mal nach meinen Vereinskameraden schauen. Aber die kamen erst kurz vor dem Start. Ich zeigte ihnen dann gleich wo's die T-Shirts gab, damit sie nicht noch lange suchen mussten und dann war’s auch schon Zeit, um sich auf den Start vorzubereiten. Sie fragten mich noch, was ich denn laufen will. Ja, so um die 1:35:00, sagte ich. Im Hinterkopf war aber eine andere Zeit. Ich war halt ein wenig unsicher, da ich mein Tempo im Training nicht halten konnte und so hatte ich mir halt gedacht, die 1:35:00 musst Du auf jeden Fall knacken (mein Minimalziel) und als Zugabe könnte ich die Zeit 1:31:50 von Martin aus dem letzten Jahr anpeilen. Meine einzige Hoffnung war, das im Wettkampf mein Adrenalin zu Hilfe kommt. Ich lief also erst mal ein paar Kilometer warm. Ich schlüpfte dann noch bis kurz vor dem Startschuss in meinen Anorak und warf ihn einfach in die Wiese, als es losging. Ich startete am Ende des ersten Startblocks. Es konnte sich jeder selbst einordnen.

 

Nach dem Startschuss ging’s dann nur schleichend los. Es waren doch zu viele, die nicht in diesen Block gehörten. Nach 1 km und 5:30 min, lief's dann besser und ich konnte auf mein Tempo kommen. Allerdings verfolgte mich wieder das Pech. Mein HF-Messer ging wieder nicht, ich hatte also keine Ahnung was ich leistete. Ich lief jetzt nach Gefühl und nach meinem Pacer, der und meine Stoppuhr ging. Mit dem Pacer hatte ich einen tollen Anhaltspunkt. Nach 10 km wusste ich, dass alles besser lief, als ich gedacht habe und dass ich auch Martin’s Zeit knacken kann. Ich war 2 Minuten vor meinem Plan obwohl ich noch nicht alles gegeben hatte. Aber gerade dies sollte sich auf den letzten 7 km auszahlen. Kam doch noch etwas, mit dem ich so nicht gerechnet hatte. Es herrschte durchweg starker Gegenwind. Einen Teil meines Zeitvorsprungs büßte ich jetzt wieder ein. Ich brauchte ca. 5 Sekunden länger für einen Kilometer als vorher und wesentlich mehr Kraftaufwand.  Nur die letzten 2 km, da kam der Wind erst von hinten dann von der Seite. Jetzt holte ich noch mal wertvolle Sekunden auf. Im Stadion eingelaufen, musste ich noch auf der Bahn eine Runde laufen. Dann kam der erlösende Zieleinlauf.

 

Nach der warmen Dusche gab’s zur Belohnung noch eine Schwarzwälder-Kirsch-Torte und einen Kaffee. Erst jetzt sah ich auch wieder meine Vereinskollegen, diese gingen aber gleich ans Auto und fuhren gleich los. Ich hatte mir die Startnummern geben lassen, damit ich ihre Urkunden mitnehmen konnte. Gemütlich und ohne Stress ging’s dann an die Heimfahrt.

 

Ach so, meine Platzierung war übrigens mit 1:29:53, 13. in AK50 und 162. in der Gesamtwertung. Mit einer neuen Bestzeit also ein erfolgreiches Wettkampf-Wochenende.